10 praktische Tipps zur Krankheitsbewältigung

Inhalt

Die Diagnose einer schweren Erkrankung zu erhalten ist immer schwierig. Bestimmt habt ihr schon von dem fünf Phasen Modell gehört, mit denen Menschen negativen Einflüssen ihres Lebens begegnen. Ob das eine chronische Krankheit ist, Krebs oder der Verlust eines nahestehenden Menschen. Die fünf Phasen lauten: Aktive Verweigerung, Zorn, Verhandeln, Depression und schließlich Akzeptanz.

Damit ihr nicht in den ersten Phasen gefangen bleibt, sondern möglichst stabil in die Akzeptanzphase gelangt, stelle ich euch hier meine besten Tipps zur Krankheitsbewältigung vor. Natürlich wird es immer wieder Rückschläge geben und es wird Zeiten geben, in denen du mit aller Macht gegen die Sorgen, Ängste und Verzweiflung ankämpfen musst. Aber du kannst das schaffen!

Hinweis: Meine Ausführungen basieren auf Erfahrungen, die ich selbst gemacht habe. Ich bin keine Psychologin oder Ärztin und kann daher nur aus Sicht einer Betroffenen berichten und die Aussagen der Profis wiedergeben.

Tipp 1: Angriff ist die beste Verteidigung

Ganz wichtig: Geht das Thema aktiv an. Negative Gedanken sind unumgänglich und wird ihnen nicht aktiv entgegengewirkt, nisten sie sich unbemerkt ein und nehmen einen Großteil deines Fühlens ein. Denk also jeden Tag daran, das Thema anzugehen.

Das hört sich einfach an, aber sicherlich haben einige von euch gedacht „leichter gesagt als getan“. Hier meine Strategie. Im ersten Schritt gilt es, negative Gedanken als solche wahrzunehmen und sie nicht automatisch als deine Wahrheit anzuerkennen. Erinnere dich immer wieder im Alltag daran, einmal deine Gedanken- und Gefühlswelt zu durchforsten. So lernst du, mit einem gewissen Abstand auf deine eigene Wahrnehmung zu blicken.

Hast du erstmal einen Überblick darüber, was so in deinen Gedanken passiert, kannst du mit verschiedenen Strategien anfangen sie zu bewältigen. Meine Betonung liegt hier auf Bewältigen, denn eine schlichte Verdrängung wird das Problem nicht lösen, nur verschieben oder gar verschlechtern.

Tipp 2: Innerer Dialog

Sobald du die Gedanken kennst, die dir im Kopf herumspuken, kannst du anfangen dich mit ihnen auseinanderzusetzen. Nimm dir jeden Gedanken einzeln vor und betrachte ihn aus verschiedenen Blickwinkeln. Hinterfrage, ob er tatsächlich stimmt oder er nur deine Angst zum Ausdruck bringt. Manchmal löst auch ein Gedanke, der zunächst gar nicht schlimm erscheint, ein starkes Gefühl aus. Hinterfrage warum du so fühlst und ob das berechtigt ist.

Hier ein Beispiel anhand des Gedankens „Ich werde nie wieder schmerzfrei laufen können“. Erst den Gedanken genau unter die Lupe nehmen: Ist es wirklich die Tatsache, dass ich nicht mehr laufen kann? Oder stört es mich eher, dass ich bei jeder Bewegung Schmerzen haben werde? Oder bringt der Gedanke zum Ausdruck, dass ich meinen Lieblingssport nicht mehr ausüben kann? Für mich geht es hier darum, dass der Alltag sehr mühsam wird, wenn jeder Schritt schmerzt. Also zum nächsten Schritt. Ist das ein realer Gedanke oder bringt er nur meine Angst zum Ausdruck? Momentan habe ich bei jedem Schritt Schmerzen, aber wird das auch in Zukunft so sein? Bisher habe ich keine degenerativen Veränderungen an den unteren Extremitäten. Für mich besteht also durchaus die Wahrscheinlichkeit, dass ich wieder schmerzfrei laufen können werde. Es ist also die Angst, die in diesem Gedanken formuliert wird. Jetzt frage ich mich, ob die ausgelösten Gefühle berechtigt sind. Da ist zum Einen Angst, aber auch das Gefühl der Machtlosigkeit. Für mich ist es zwar berechtigt mir über diesen Umstand Sorgen zu machen, allerdings bestehen mindestens genauso gute Chancen, dass ich mich wieder ohne starke Schmerzen bewegen kann. Für mich besteht also kein Grund, die Angst mächtiger werden zu lassen als die Hoffnung auf Besserung. Diese Information speichere ich ab und erinnere mich wieder daran, wenn der Gedanke beim nächsten Mal auftaucht. 

Für diese Technik ist es wichtig, dass du in deine Gefühle hineinhorchst. Denn du kannst zwar die richtigen Gedanken fassen, musst aber auch aufpassen selbst daran zu glauben und sie sich somit auf die Gefühle übertragen zu lassen. Ansonsten hat es keinen Effekt. 

Einmal habe ich einer Freundin von dieser Technik erzählt und sie sagte, dass man sich damit selbst täuscht. Ich sehe das aber so: Meine Gedanken täuschen mir eine schlechtere Realität vor, als sie tatsächlich ist. Meine Aufgabe besteht also darin, mir die Wahrheit immer wieder bewusst zu machen. 

Tipp 3: Vertraue dich jemandem an

Mit jemanden darüber zu sprechen wie es dir geht, hilft in fast allen Lebenslagen. So auch hier. Mit wem du darüber sprechen möchtest, ist dir überlassen. Vielleicht stehst du deinen Geschwistern besonders nahe, deinen Eltern oder klassisch der oder die beste FreundIn. Meist hilft das schon, seine Gedanken zu ordnen und zu erkennen, was einen genau beschäftigt. Mit dem richtigen Gesprächspartner kannst du das gleiche, was ich in Tipp 1 beschrieben habe, zu zweit machen. 

Wichtig dabei ist, dass du nicht ins Jammern kommst und dich nur noch darauf konzentrierst, wie schlecht alles ist. Denn so lenkst du auch automatisch deinen eigenen Fokus auf die negativen Dinge. Natürlich ist auch das ab und zu mal erlaubt (s. Tipp 3), sollte aber nicht zur Regel werden. Damit das nicht passiert, habe ich für mich Leitlinien formuliert, an die ich mich bei Gesprächen halte:

  1. Lasse das Thema nicht zum Hauptthema eurer Verabredung werden. Wenn du später am Tag an das Treffen zurückdenkst, sollten dir andere Dinge als dieses Gespräch in Erinnerung bleiben.
  2. Sprich nur so lange darüber, wie es dir angenehm ist. Merkst du, es deine Stimmung runterzieht, dann beende das Thema. 
  3. Das Thema wird positiv beendet. Z.B. mithilfe des Satzes „Jetzt kommt ja erstmal der Sommer, dann lassen die Schmerzen sowieso nach.“

Diese Leitlinien gelten auch für mich nur zur Orientierung. Natürlich ergeben sich auch Situationen, in denen ich mich daran nicht gehalten habe. Solange es sich für dich gut und richtig anfühlt, ist alles erlaubt. 

Tipp 4: Frust ablassen

Chronisch krank zu sein ist eine große Belastung und kann eine verzweifeln lassen. Um besonnen und ruhig an die Krankheitsbewältigung gehen zu können hilft es, ab und zu einfach mal den Frust abzubauen und all die aufgeladenen Emotionen rauszulassen.

Es ist euch überlassen, was euch hilft. Hier einige Beispiele, die mir helfen. Dankt immer daran eine Methode zu wählen, die eure Gelenke zulassen und die Symptome nicht unnötig verschlimmern. 

  • Meinen besten Freunden erzählen wie schlecht es mit geht und wie stark die Belastungen im Alltag sind. 
  • Joggen gehen und sich richtig auspowern. Alternativ auch Fahrrad fahren oder jeder andere Sport. 
  • Richtig laut Musik hören und dazu durch die Wohnung tanzen.
  • Holz hacken. 

Was hilft euch so? Schreibt es gerne in die Kommentare oder per DM, ich bin sehr gespannt auf Inspiration!

Tipp 5: Glückstagebuch

Ein klassisches Instrument, um den Fokus auf die Guten Dinge im Leben zu lenken, ist das Glückstagebuch. Bestimmt hast du schon einmal davon gehört. Dabei dokumentiert man täglich drei schöne Dinge, die einem passiert sind. Typischerweise macht man das entweder morgens oder abends. 

Am Anfang fällt es meist schwer, drei gute Dinge zu finden. Aber nach einer Zeit fällt das viel leichter und man denkt schon während des Tages daran, welche Dinge man aufschreibt. So öffnen sich automatisch die Augen für Positives. 

Tipp 6: Halte an Dingen fest, die dir Freude bereiten

Eine rheumatische Erkrankung erfordert meist eine Anpassung des Lebensstils. Manches fällt weg, anderes kommt hinzu. Naturgemäß fallen häufig Dinge weg, die uns Freude bereiten, wie etwa unser Lieblingssport oder regelmäßige Party-Verabredungen mit Freunden, für die uns nun die Kraft fehlt.

Rheuma zu haben geht nicht einfach wieder vorbei, sondern bleibt. Es ist also wichtig, dass wir nicht darauf warten unsere Lieblingsbeschäftigungen irgendwann wieder ausführen zu können, sondern an ihnen festhalten. Manchmal muss man sie dafür etwas abwandeln. Wenn du zum Beispiel leidenschaftlich gerne Hockey spielst und nun wegen Gelenkentzündungen pausieren musst, kannst du dennoch als TrainerIn für Kinderstunden weitermachen und deinen Verein in anderen Positionen, wie beispielsweise als JugendwartIn, unterstützen. Wenn du dich sonst immer mit deinen Freunden am Freitag Abend zum Feiern verabredet hast, könnt ihr jetzt neue Traditionen schaffen. Vielleicht trefft ihr euch ab jetzt zum Abendessen und geht anschließend in eine Bar. 

Vielleicht entdeckst du so Dinge, die dir genauso viel bedeuten. Veränderungen müssen nicht immer schlecht sein. Mit der richtigen Grundeinstellung wirst du deine Freude behalten.

Tipp 7: Informiere dich und vertraue der Medizin

Wie schon oft von mir erwähnt hat sich in der Medizin bezüglich der Behandlung rheumatischer Erkrankungen in den letzten Jahrzehnten sehr viel getan. Wir Betroffenen dürfen durchaus auf ein hohes Maß an Lebensqualität hoffen, nicht zuletzt wegen der vielfältigen therapeutischen Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen. Und die Forschung steht nicht still, im Gegenteil. Es werden kontinuierlich weitere neuartige Medikamente und Methoden entwickelt, die uns helfen können. Wenn dir deine Situation also hoffnungslos erscheint, dann führe dir vor Augen wie viele Möglichkeiten zu deiner Behandlung noch offen stehen. 

Informiere dich und sammle Wissen. Du kannst dich nur machtlos fühlen, wenn du dir deiner Handlungsoptionen nicht bewusst bist. Informiere dich über die Krankheit selbst, die Wirkungsweise von Medikamenten, welche alternative Therapieformen zur Verfügung stehen und so weiter. So weist du, was du wann anwenden kannst, welche Nebenwirkungen auftreten können und was du dagegen tun kannst. 

Aber du bist hier bei Rock your Arthritis gelandet, also muss ich dir das vermutlich nicht mehr erklären. Diese Community wurde nämlich genau dafür gegründet, dich dabei zu unterstützen. 

Tipp 8: Vergleiche dich nicht mit anderen

Gerade als jüngere Person schaut man ja doch gerne mal auf andere und vergleicht sich. Wie gut sind die anderen in der Uni, wie viel Schlaf brauchen sie, wie viel schaffen andere an einem Tag und so weiter. Als chronisch kranke Person wirst du festgestellt haben: „Andere schaffen viel mehr als ich. Und damit nicht genug, sie können ihr leben genießen während ich von Schmerzen geplagt werde und mir jede Energie geraubt wird. So habe ich viel schlechtere Chancen für mein Leben.“ Das ist natürlich Gift für deine mentale Gesundheit. 

Mach dir stattdessen zunächst bewusst: Niemand schultert sein Leben so einfach wie es von außen aussieht. Dir merkt man ja auch nicht immer an, wenn es dir schlecht geht. Und: Alle haben ihr eigenes Päckchen zu tragen, das sie schwächt. Bei uns ist es Rheuma, bei anderen ist es vielleicht ein schwieriges Verhältnis zu den Eltern, psychische Probleme, eine Verletzung, ein Trauma oder etwas ganz anderes. Vielleicht kommt auch bei dir einiges zusammen. Mache dir bewusst, dass jede und jeder seine eigenen Hürden überwinden muss. Und wenn es jetzt wenige sind, dann kommen sie später. Und dann hast du die meisten Hindernisse schon überwunden. 

Also: Konzentriere dich auf deine Situation und vergleiche dich nicht mit den Leistungen anderer. 

Tipp 9: Entspannung

Unter Stress kannst du dich nicht ausreichend mit deinen Gedanken und Gefühlen auseinandersetzen. Also ist Entspannung für dich essentiell. Dafür kannst du verschiedene Entspannungstechniken nutzen oder du tust einfach Dinge, die dich entspannen. Hier ein paar Beispiele, von denen ich gehört habe, dass sie andern helfen oder die mir selbst helfen:

  • Progressive Muskelrelaxion nach Jacobson
  • Yoga
  • Traumreisen
  • Waldspaziergang
  • Kochen
  • Massage
  • Baden

Bestimmt hast du noch eigene Tricks zur Entspannung auf Lager. Schreibe sie gerne in die Kommentare oder schreibe sie mir per DM. So kann die Liste immer länger werden!

Tipp 10: Bleib realistisch

Abschließen möchte ich mit einem sehr allgemeinen Tipp: Bleib realistisch. Das gilt in beide Richtungen. Du solltest aufpassen, die Dinge nicht negativer wahrzunehmen, als sie eigentlich sind. Gleichzeitig sollst du deine Lebensumstände nicht schönreden und schwierige Tatschen ignorieren. Es geht darum, dir deine realistische Situation vor Augen zu führen und dir selbst Wege aufzuzeigen, damit umzugehen. 

Denn viele Wege führen nach Rom, also verschiedene Dinge machen dich am Ende glücklich. Es kommt immer darauf an, was du daraus machst. 

Dir fallen weitere gute Tipps ein? Dann lass es uns gerne wissen. Schreib es in die Kommentare oder melde dich per Kontaktformular, per Mail oder über Instagram bzw. Facebook.

Quellen

https://www.ms-gateway.de/der-ganz-normale-wahnsinn/krankheitsbewaeltigung (Stand: 02/2023)

Weitere Beiträge der Kategorie

Alle Kategorien

Neuste Beiträge

Downloads

51 Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Success

Vielen Dank für deine Nachricht!