Vorweg möchte ich noch einmal betonen: Noch vor wenigen Jahren hatten Rheumatiker keine Aussichten auf gute Lebensqualität. Doch in den letzten Jahrzehnten hat sich in der Forschung viel getan und heute kann die Krankheit, insbesondere rheumatoide Arthritis, gut behandelt werden und es gibt nicht nur verschiedene Formen der Therapie, sondern auch eine Vielzahl wirksamer Basismedikationen, sodass die Lebensaussichten betroffener Menschen deutlich verbessert wird.
Man unterscheidet zwischen medikamentöser Therapie, physikalische Therapien, Patientenaufklärung mit Anpassung der Lebensweise sowie operativen Behandlungen. Letztere wird nur dann angewendet, wenn die ersten drei Formen nicht die gewünschte Wirkung zeigen. Und an dieser Stelle sei noch einmal gesagt: Gerade für die Information der Patienten, Erfahrungsaustausch und Unterstützung bei der Anpassungen im Alltag wurde Rock your Arthritis ins Leben gerufen.
Medikamentöse Therapie
Es gibt drei Gruppen an Medikamenten, die zur Behandlung von Rheuma eingesetzt werden: Nichtsteroidale Antirheumatika, Kortison und krankheitsmodifizierende Medikamente (DMARDs und Biologika).
Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR)
Für eine symptomatische Therapie, also kurzfristig wirkende Mittel gegen auftretende Symptome (hier Entzündungen), werden meist kortisonfreie Entzündungshemmer eingesetzt. Meist handelt es sich dabei um entzündungshemmende Schmerzmittel aus der gleichen Wirkungsfamilie wie Ibuprofen. Auf den langfristigen Krankheitsverlauf haben diese Medikamente keinen Einfluss.
Die bekanntesten NSAR-Wirkstoffe sind Diclofenac, Ibuprofen, Etoricoxib und Celecoxib.
Kortison
Ebenfalls nur kurzzeitig eingesetzt wird Kortison, dessen stark entzündungshemmende Wirkung die Entzündungen lindern soll, sofern es die NSAR nicht ausreichend schaffen. Wegen des hohen Risikos für Osteoporose bei langfristiger Einnahme von Kortison wird es nur kurzzeitig und in möglichst geringen Dosen verabreicht.
Meist werden die Präparate Prednisolon oder Prednison verwendet.
Krankheitsmodifizierende Medikamente
Einfluss auf den Krankheitsverlauf sollen die sogenannten krankheitsmodifizierenden Medikamente nehmen. Hier gibt es auch unterschiedliche Kategorien: Basismedikamente (DMARDs), Biologika und Biosimilars sowie die kürzlich zugelassenen JAK-Inhibatoren.
DMARDs (Disease Modifying Antirheumatic Drugs) sind die herkömmlichen Langzeitmedikamente, die seit vielen Jahrzehnten gegen Rheuma eingesetzt werden. Ihr bekanntester Vertreter ist Methotrexat (MTX), das sicherlich einige von euch kennen werden. MTX ist in Verbindung mit NSAR und Kortison meist das erste Mittel der Wahl und hochwirksam. Denn sie unterdrücken das Immunsystem (daher der Name Immunsuppressiva) und hemmen somit dessen Angriff auf körpereigene Zellen. Üblicherweise werden diese Medikamente in wöchentlichem Rhythmus selbst injiziert mittels eines Pens oder Fertigspriten. Zeigen die Basismedikamente nicht die gewünschte Wirkung oder unerwünschte Nebeneffekte, werden meist Biologika eingesetzt.
Biologika oder Biosimilars sind biotechnisch hergestellte Medikamente, die seit ihrer Erstzulassung im Jahr 2000 zur Verfügung stehen. Anders als die DMARDS hemmen sie nicht das gesamte Immunsystem, sondern vielmehr einzelne Botenstoffe im Entzündungsprozess, wodurch die Entzündungen in Gelenken und Sehnen eingedämmt werden. Seit Beginn der 2000er Jahre ist eine Vielzahl an Biologika zugelassen worden. Ein Großteil davon wird ebenfalls vom Patienten selbst injiziert, allerdings gibt es auch einige, die von MedizinerInnen verabreicht werden müssen, z.B. in Form einer Infusion.
Noch jünger sind die sogenannten Janus-Kinasen-Hemmer (JAK-Hemmer), die im Jahr 2017 erstmals zugelassen wurden und in Tablettenform aufgenommen werden. Sie hemmen den Entzündungsprozess im Gegensatz zu Biologika nicht durch Hemmung von Botenstoffen im Blut, sondern wirken in der Immunzelle und stören dort einen Weiterleitungsprozess von Informationen, sodass die Bildung von bestimmten Botenstoffen im Entzündungsprozess nicht ausgelöst wird.
Welche Therapie für euch am besten ist, lässt sich nur individuell entscheiden.
Physikalische Therapien
Für uns Rheumatiker ist Bewegung das A und O. Einerseits müssen die entzündeten Gelenke bewegt werden, um einer Versteifung entgegenzuwirken, andererseits müssen in entzündungsfreien Phasen die Muskeln um die Gelenke herum gestärkt und so ein gesundes Maß an Gelenkstabilität hergestellt werden.
Physiotherapie und Ergotherapie sorgen in Phasen mit hoher und geringer Entzündungsaktivität für die richtige Bewegung der betroffenen Gelenke. Außerdem wird betroffenen Patienten immer wieder zu gelenkschonenden Sportarten geraten, welche die Gelenke zwar Bewegen und Muskeln aufbauen, sie aber nicht zu stark belasten. Ein häufig genanntes Beispiel ist hier das Schwimmen.
Auch eine gern angewandte Therapie ist die Anwendung von Kälte oder Wärme in betroffenen Regionen. Auf entzündete Gelenke wird Kälte gebracht, um die Entzündungsaktivität zu lindern. Bei nicht entzündeten aber geschädigten Gelenken hilft oft Wärme gegen den Schmerz.
Darüberhinaus werden verschiedene Entspannungsreize angewandt. Denn durch den Schmerzreiz verspannt sich die Muskulatur im Körper, was wiederum zu mehr Verspannung führt und der Patient gerät in einen Teufelskreis aus Anspannung und Schmerz. Neben Entspannungstechniken im klassischen Sinne, hilft Dehnung in der Physiotherapie, Wärmeanwedungen auf Muskeln sowie Massagen.
Patientenaufklärung
Besonders wichtig für betroffene Menschen ist es, ihre Krankheit selbst zu „managen“. Das heißt auch, dass sie ihren Alltag anpassen und entzündungsfördernde Reize vermeiden. Um dies zu erreichen ist es wichtig, Krankheitsmechanismen zu verstehen, Handlungsoptionen zu können und gezielt anzuwenden.
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Operative Behandlungen
Eine häufig durchgeführte Maßnahme ist die Injektion von Kortison direkt in das betroffene Gelenk oder die Sehne bzw. Sehnenscheide. Hier gilt es, der durch eine starke Entzündung hervorgerufenen Gelenkschädigung vorzubeugen. Durchgeführt wird dieser minimale Eingriff von rheumatologisch geschulten orthopädischen Fachärzten, am einfachsten natürlich in einer Fachklinik, und dauert nur wenige Minuten.
Größere Operationen an den Gelenken selbst oder sogar deren Ersetzung durch einen künstlichen Ersatz ist wird nur bei massiver Gelenkzerstörung in Betracht gezogen. Früher ist es häufiger zu solchen Fällen gekommen. Für alle, die erst seit kurzem von rheumatischen Erkrankungen betroffen sind ist die Gefahr für eine solch starke Zerstörung aufgrund der deutlich verbesserten Therapiemöglichkeiten sehr viel geringer.
Quellen
Gromnica-Ihle, E. Rheuma ist behandelbar. Springer Berlin, Heidelberg (2018). doi: 10.1007/978-3-662-56812-5
https://www.gesundheitsinformation.de/rheumatoide-arthritis.html (Stand: 01/2023)
https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/rheumatoide-arthritis/behandlung.html (Stand: 01/2023)
https://www.rheuma-liga.de/rheuma/ist-es-rheuma (Stand: 01/2023)